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letzte Änderung: 28.11.2020
Der Realwelt am nächsten kommen Eberhard Brügels Zeichnungen; aber was heißt da schon am nächsten: Im wunderbaren
Gefistel der in letzter Zeit entstandenen Lärchen meint man je den Baum selbst mit den Augen zu fassen, zu ergreifen.
Unglaubliche Feinheit und Exaktheit, ohne fotorealistisch zu sein: Am Ende entspringt den Blättern eine neue, nämlich
künstlerische Spezies, so wie der Badberg am Kaiserstuhl in Mondlandschaften spielt oder ein Tierfell. Drei Pastelle, die die
Nacht selbst einzufangen scheinen, driften monochrom ins Abstrakte wie auf andere Weise die "Rindennarben" in Pigmentliner.
Eine zeichnerisch feinst ausgeführte Narbe in Bleistift ist zur schönen Blume mutiert, an der das Auge sich labt.
"Falls" und "Chaos" – Raymond Stoppeles Serien in Kohle, Öl- und Pastellkreide lassen an stäubende Wasserfälle denken,
an Dampf und Rauch. Der bogenförmige Abschluss oben, der auf romanische Architektur anspielt, scheint dieser Lesart
zu widerstreiten. Womöglich aber hält bei Stoppele dem Chaos, dem Stürzen der Welt das grundlegende Vertrauen auf eine
schützende und bergende Macht die Waage.
>>>> Haus der modernen Kunst, Ballrechter Straße 19, Staufen. Bis 26. Februar, Do bis So 15–18 Uhr.