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letzte Änderung: 28.11.2020
Anne Freyer
zur Ausstellung Heinrich Mutter, der vor 20 Jahren starb.
Haus der modernen Kunst in Staufen-Grunern 2019
Badische Zeitung, 03. Juni 2019
STAUFEN—GRUNERN. Vor zwanzig ]ahren starb Heinrich Mutter, der als Maler und Graphiker Generationen von
Freiburger Kunstschaffenden geprägt hat. Zeit, ihm ein Denkmal zu setzen, fanden Monika Hoinkis und Manfred
Kluckert, Hausherren der in "Galerie K" umbenannten renommierten Galerie "Haus der Modernen Kunst" im Staufener
Stadtteil Grunern. Ihrer Einladung zur Eröffnung waren Freunde und Wegbegleiter Heinrich Mutters aus der ganzen
Region gefolgt.
Welch enormen Einfluss Heinrich Mutter auf das Kunstgeschehen in Freiburg und Umgebung hatte und wie wegweisend
er für die Entwicklung seiner Mitstreiter und damaligen Schüler war, kam in den Erinnerungen zum Ausdruck, an denen
die Künstler Herbert Maier und Eberhard Brügel die Gäste teilhaben ließen. Aber auch Franz Armin Morat, Leiter des
gleichnamigen Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft, erinnerte sich gern und ausführlich an diesen
Ausnahmekünstler.
Dreh— und Angelpunkt der Freiburger Kunstszene in den 70er— und 80er—Iahren war die "Mehlwaage", im Herzen der
Stadt gelegen, Heimat des BRK (Bund Bildender Künstler). Hier traf man sich, hier arbeitete man gemeinsam an
Projekten der verschiedensten Art. Eines davon: die Verbesserung der technischen Möglichkeiten zur Optimierung von
Kunstdruckverfahren. Die erste Litho—Presse hat, das ist verbürgt, Heinrich Mutter aus Einzelteilen selbst
zusammengebaut; im Zuge dessen vervollkommnete er seine Kenntnisse in der Lithographie-Technik, um dann mit
feinem Stift gestrichelte, immer mehr abstrahierende Impressionen so aufs Papier bringen zu können, wie er sich das
wünschte und vorstellte. Einige Beispiele aus dieser Schaffensperiode, alle ohne Titel und einfach durchnummeriert,
sind nun in der Galerie K zu sehen, das älteste entstanden 1983, die jüngsten 1998, also kurz vor seinem Tod.
In dieser Zeit erlebten ihn und lernten von ihm die beiden Künstler Eberhard Brügel und Herbert Maier, die mit einigen
Arbeiten in der aktuellen Ausstellung vertreten sind. Beide haben ihren Kollegen als stets hilfsbereiten und
ermutigenden Mentor in Erinnerung, wie sie jetzt sichtlich bewegt kundtaten. Eberhard Brügel hat bereits im jahr 1978
mit der Umsetzung eines Themas begonnen, das ihn bis in die Nullerjahre hinein nicht mehr loslassen sollte:
Holzschnitte in großen Formaten, die er bis auf wenige Ausnahmen mit dem Titel ”Schwarzlicht" versah und in denen in
der Tat das schwärzeste Schwarz die dominante Rolle spielt.
Sein jüngerer Kollege Herbert Maier steuert ebenfalls eindrucksvolle Holzschnitte zur Ausstellung bei. "Das große Holz"
nennt er einige von ihnen; die Inspiration durch seinen Lehrer auf diesem Gebiet, Heinrich Mutter, ist unverkennbar.
Als Dritten im Bunde hatten Monika Hoinkis und Manfred Kluckert ]aroslav Kovar ausgewählt, der 1968 seine
tschechische Heimat hatte verlassen müssen. Mit Hilfe von Franz Armin Morat konnte er in Freiburg Fuß fassen, wo er
bis zu seinem Tod 2001 lebte und wirkte. Aus dem umfangreichen Werk, das in seiner letzten Heimat entstanden war,
sind nun in der Galerie K 14 Arbeiten versammelt — Radierungen und Zeichnungen in Mischtechnik —, die ebenfalls den
Einfluss des großen Heinrich Mutter erahnen lassen.
Ausstellung "Heinrich Mutter und Freunde". Galerie K, Staufen—Grunern, Ballrechter Straße 19. Geöffnet donnerstags
bis sonntags 15 bis 18 Uhr, auch an Pfingstsonntag und —montag. Bis 14. juli.