Leben und Werk des Künstlers                 (1924-1999)         > Rezensionen und Texte < Heinrich Mutter Home Biographie Rezensionen und Texte Zeichnungen Öl-/Acryl-Bilder Aquarelle Holzschnitt Lithographie Kunst am Bau Kontakt / Impressum Home Kontakt / Impressum
texte-vA2 letzte Änderung: 28.11.2020
Rezesionen und Texte
Hans-Dieter Fronz zur Ausstellung Heinrich Mutter “Hommage zum 90. Geburtstag” Haus der modernen Kunst in Staufen-Grunern 2017          Badische Zeitung, 04.Februar 2017
Wettstreit der Formen Das Haus der modernen Kunst in Staufen zeigt Arbeiten von vier Zeichnern: Heinrich Mutter, Jaroslav Kovár, Eberhard Brügel und Raymond Stoppele. Ihre Stellung als Skizzen liefernde Dienstmagd der Malerei hat die Zeichnung längst aufgekündigt. Im Gang der Zeit ist ihre Autonomie stetig gewachsen. Noch in diesem Winter anlaufende große Ausstellungen in Heilbronn und Frankfurt zeugen von ihrem Selbstbewusstsein und gestiegenem Renommee. Die Ausstellung "Zeichnungen" im Haus der modernen Kunst in Staufen-Grunern liegt so gesehen voll im Trend.   Dabei haben die vier dort ausgestellten Künstler mit neumodischen konzeptuellen Extravaganzen nichts gemein. Für Manfred Kluckert, den Hausherrn, sind sie schlicht "Klassiker" der Zeichenkunst am Oberrhein. Man widerspricht nicht – jedenfalls was Heinrich Mutter und Jaroslav Kovár und Eberhard Brügel angeht, die sich kannten und schätzten. Auch der Jüngste im Bunde, Raymond Stoppele aus Mulhouse, ist auf einem guten Weg. Heinrich Mutter, nebenbei, war für ihn immer der Zeichner der Gegenwart. Man kennt ja Mutters teils großformatige Blätter – und ist doch jedes Mal aufs Neue begeistert gebannt. Auf nichts Gegenständliches zielen die Zeichnungen, auch wenn die filigranen Liniengespinste, darin der wandernde Blick sich lustvoll verfängt, voller Naturanmutung sind, von Vegetation oder Wasserfall. Dabei dienen die nervösen Strichlagen und die krakelige Schrift der Bleistift-Lineamente einzig dazu, "das Weiße freizulegen", wie Mutter einmal selbst formulierte. Schöner lässt sich die Freiheit, Ungebundenheit, die dieser Kunst Leitstern sind, nicht umschreiben. Bei Jaroslav Kovár spielt die Linie lange nicht die dominierende Rolle, die ihr bei Heinrich Mutter zukommt. Vielmehr wird sie zur Gehilfin der Fläche selbst. In der wandfüllenden Mischtechnik "Fragmente" ist sie im leuchtenden Gelb, das die tief schwarze Bildfläche kometengleich diagonal quert, selbst flächig. Auch sonst lebt Kovárs Kunst von der Ausdruckskraft starker Kontraste, ja Gegensätze – dem Wettstreit der Formen zudem und der durch ihn erzeugten ungeheuren Bilddynamik. Blätter aus den beiden letzten Lebensjahren variieren dann im gedoppelten Motiv die Figur einer schützenden Hülle. Ans Herz gelegt seien dem Besucher nicht zuletzt die Radierungen in Kleinstauflage zu günstigem Preis.
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